Zum Inhalt springen

Oxfam-Ungleichheitsbericht Zehn reichste Menschen weltweit verdoppelten in der Pandemie ihr Vermögen

Die Kluft zwischen Arm und Reich hat sich verschärft. Laut Oxfam wuchs das Vermögen der zehn reichsten Männer in der Pandemie auf 1,5 Billionen Dollar. Für Milliardäre gleiche die Krise einem Goldrausch – auch in Deutschland.
Maximilianstraße in München

Maximilianstraße in München

Foto: Raimund Kutter / imagebroker / IMAGO

Das Vermögen der Superreichen wächst so schnell wie nie zuvor und manche unternehmen gar Ausflüge ins All: Die Coronapandemie hat aus Sicht von Oxfam soziale Ungleichheiten verschärft.

Während sich das Vermögen der zehn reichsten Milliardäre verdoppelt habe, lebten über 160 Millionen Menschen zusätzlich in Armut, heißt es in einem Bericht, den die Entwicklungshilfeorganisation kurz vor Beginn einer digitalen Konferenz des virtuellen Weltwirtschaftsforums vorstellte.

Auch in Deutschland habe die Konzentration der Vermögen weiter zugenommen. Hierzulande hätten die zehn reichsten Personen ihr kumuliertes Vermögen von 144 Milliarden Dollar auf etwa 256 Milliarden gesteigert, hieß es in dem Bericht mit dem Titel »Ungleichheit tötet«. Dies sei ein Anstieg um etwa 78 Prozent.

Vermögensteuer im Kampf gegen Ungleichheit gefordert

»Für Milliardäre gleicht die Pandemie einem Goldrausch«, wird der Oxfam-Referent für soziale Ungleichheit, Manuel Schmitt, zitiert. »Regierungen haben Milliarden in die Wirtschaft gepumpt, doch ein Großteil ist bei Menschen hängengeblieben, die von steigenden Aktienkursen besonders profitieren.«

Oxfam forderte von den Regierungen weltweit, Konzerne und Superreiche zur Finanzierung sozialer Grunddienste stärker zu besteuern, für globale Impfgerechtigkeit zu sorgen und die Wirtschaft am Gemeinwohl auszurichten. Mittlerweile seien über drei Milliarden Menschen zweifach gegen Covid-19 geimpft, doch nur rund neun Prozent der Menschen in Ländern mit niedrigem Einkommen habe mindestens eine Impfdosis erhalten, so Oxfam.

»Millionen Menschen, die hätten gerettet werden können, sind wegen der ungerechten Impfstoffverteilung an der Pandemie und ihren Folgen gestorben«, hieß es. Die Impfstoffe müssten als öffentliches Gut behandelt werden, auch weil Regierungen ihre Entwicklung mit viel Steuergeld gefördert hätten.

Von der Bundesregierung forderte Oxfam Deutschland, Konzerne und sehr Vermögende stärker in die Verantwortung zu nehmen. So müsse die Vermögensteuer wieder eingeführt werden, und es brauche eine einmalige Abgabe auf sehr hohe Vermögen. Der Patentschutz für Covid-19-Impfstoffe müsse ausgesetzt werden.

Die für diese Woche geplante Jahreskonferenz des Weltwirtschaftsforums in Davos war wegen der Coronalage verschoben worden. Stattdessen bringt die Stiftung digital Spitzenpolitiker zusammen, so will Bundeskanzler Olaf Scholz am Mittwoch eine Rede halten.

Oxfam ist nach eigenen Angaben eine internationale »Nothilfe- und Entwicklungsorganisation«, die weltweit Menschen mobilisiere, um Armut aus eigener Kraft zu überwinden. Dafür arbeiteten in einem Verbund 21 Oxfam-Organisationen Seite an Seite mit rund 4100 lokalen Partnern in 90 Ländern.

apr/dpa